Wann spricht man von der "Klassische Moderne"?

Um besser zwischen einzelnen Entwicklungen des Stils aus der Epoche der Moderne zu unterscheiden, wurden später Unterbegriffe für verschiedene Phasen gebildet. Als Beginn der Moderne gilt in der Regel die Zeit der Jahrhundertwende, die daher auch einfach als "frühe" Moderne bezeichnet wird. Die Zeit von ca. 1920 bis Mitte der 1930er-Jahre und dem Erstarken des Nationalsozialismus gilt als die Kernzeit der Epoche und wird daher auch als die "Klassische Moderne" bezeichnet. Nach dem Zweiten Weltkrieg versuchte man dann, an diese erfolgreiche Epoche wieder anzuknüpfen. Fortan werden meistens die einzelnen Dekaden zur Unterscheidung verwendet. Man spricht also von der "Moderne der 1950er" oder der Moderne der 1960er- bzw. 1970er-Jahre. Im Amerikanischen Sprachgebrauch hat sich zudem der Begrif des "mid-century modernism" herausgebildet.

Erst ab Anfang/Mitte der 1980er-Jahre gilt die Moderne ideengeschichtlich als beendet. In Architektur, Kunstgesichte und Philosophie sprach man nun von der "Post-Moderne", was im Lateinischen so viel wie "nach der" Moderne bedeutet. Typisch für die Post-Moderne ist das Zitieren und Rekombinieren bekannter Versatzstücke aus unterschiedlichen historischen Epochen. Ähnliches gab es übrigens auch in der Popmusik, wo man in den 1980er- und 1990er-Jahren ebenfalls von Post-Punk bzw. später auch von Post-Rock sprach.

Bezogen auf die Architektur gibt es zwischen dem Begriff der "Klassische Moderne" viele Parallelen zu den – von Fachleuten der Kunst- und Baugeschichte ebenfalls oft benutzen – Begriffen Reformwohnungsbau, Neues Bauen, Funktionalismus oder Bauhaus-Stil. Auch gut zu wissen ist, dass Begriff der "Moderne" in den Gesellschaftswissenschaften sowie der Literatur- oder Wissenschaftstheorie relativ ähnlich verwendet wird. So werden etwa auch die Arbeiten Albert Einsteins, Sigmund Freuds oder Franz Kafkas der Moderne zugerechnet, weil sie jeweils radikal mit den bisherigen Denkmustern, Erklärungsmodellen und Erzählstrukturen brachen.


Aufgaben zum Thema

  • Aufgabe 1: Recherchiert prominente und von der Art der Nutzung untereinander vergleichbare Gebäude der Moderne aus verschiedenen Epochen. Sucht euch zu jeder Epoche ein besonders typisch gestaltetes Beispiel heraus und überlegt, welche Merkmale (Materialien, Farben, Formen, Konstruktionsarten etc.) sich im Vergleich der einzelnen Unter-Epochen geändert haben könnten.
  • Aufgabe 2: Recherchiert und sammelt Abbildungen einer Anlage der ganz frühen Moderne um 1900-1910. Skizziert, wie eine Weiterentwicklung derselben Anlage, zum Beispiel um 1928, 1950, 1970, 1985 oder 2030 ausgesehen haben könnte.
  • Aufgabe 3: In der "Reichsforschungssiedlung" in Berlin-Haselhorst, einer prominenten eine Anlage des Neuen Bauens, haben die Nazis nach ihrer Machtübernahme in einigen Details umgestaltet. Geht hin (oder recherchiert) was, wie und warum umgestaltet wurde.
Das Schulgebäude des Bauhauses in Dessau wurde entworfen von Walter Gropius und gilt als eins der berühmtesten Gebäude der Klassischen Moderne der 1920er-Jahre. Foto: BB
Das "Haus Schmincke", eine Fabrikantenvilla im sächsischen Löbau wurde entworfen von Hans Scharoun im Stil des organischen Bauens. Sie entstand in den 1930er-Jahren, die Formen sind aber eher typisch für die 1950er-Jahre, Foto: BB
Das von Aldo Rossi Mitte der 1990er-Jahre entworfen Quartier an der Schützenstraße ist ein typischer Stil-Mix der "Post-Moderne", welche viele historsche Anleihen neu kombiniert. Foto: BB