Biografien
der Architekten, Bewohner und Protagonisten
wurde 1885 im ostpreußischen Königsberg (heute Kaliningrad) geboren. Wagner war ein hervorragender politischer Stratege, Organisator und Netzwerker. Mit seinen ebenso vielfältigen wie weitsichtigen Aktivitäten trieb er den Berliner Siedlungsbau entscheidend voran. Von 1905–1910 studierte Wagner Architektur, Städtebau und Volkswirtschaft in (Berlin-)Charlottenburg und Dresden. 1911 wurde er Leiter des Hochbauamts der Stadt Rüstringen, eine Position, die er knapp vier Jahre bekleidete. 1915 promovierte er in Berlin zum Thema „Das sanitäre Grün der Städte“. 1918 wurde der überzeugte Sozialdemokrat als Stadtbaurat für Berlin-Schöneberg berufen. Auch hier machte er sich mit der – gemeinsam mit Leberecht Migge und Bruno Taut geplanten – Siedlung Lindenhof schnell einen Namen. Mit viel Weitsicht schuf er als politischer Vordenker die logistischen und politischen Grundlagen des Neuen Bauens in Berlin. 1920-25 leitete Wagner den von ihm gegründeten, stark auf das Gemeinwohl ausgerichteten „Verband sozialer Baubetriebe“, in dem sich auch die „Deutschen Bauhütten“ organisierten. Wagner gilt als der führende Kopf, der DEWOG-Bewegung, deren Der Name sich von der 1924 durch Wagner mit ins Leben gerufenen Deutsche Wohnungsfürsorge Aktiengesellschaft ableitet. Sie zielte auf eine am Gemeinwohl und durch Genossenschaften organisierten Wohnungsbau. Parallel zur Gründung der DEWOG 1924 initiierte Wagner dann die Gründung der in Berlin ansässigen Wohnungsbaugesellschaft GEHAG, die Bruno Taut als Chefarchitekten verpflichtete und zu der produktivsten und wichtigsten Wohnungsbaugesellschaft Berlins avancierte. Anfangs noch als zweiter Architekt der Hufeisensiedlung für die Zeile Stavenhagener Straße zuständig, wurde Martin Wagner 1926 zum Stadtbaurat des 1920 neu gegründeten Groß-Berlins berufen. In dieser Rolle initiierte und begleitete er viele zentrale Projekte der aufstrebenden Metropole. Hierzu zählten neben dem Bau der Siedlungen auch der Ausbau des U-Bahn-Netzes, der Umbau des Alexanderplatzes sowie die Konzeptionen des Strandbads in Wannsee oder auch des Charlottenburger Messegeländes. 1933 ging Wagner unter dem Druck der Nationalsozialisten ins Exil, zunächst in die Türkei, von wo aus er 1938 in die USA übersiedelte und 1939 einen Lehrstuhl für Städteplanung an der renommierten Harvard University übernahm.
wurde 1880 im ostpreußischen Königsberg (heute Kaliningrad) geboren. Bruno Taut entwarf gleich vier der sechs Berliner Welterbe-Siedlungen: die Gartenstadt Falkenberg, die Siedlung am Schillerpark, die Hufeisensiedlung und die Wohnstadt Carl Legien. Zu seinen Hauptwerken zählt außerdem auch die Waldsiedlung „Onkel Toms Hütte“ in Zehlendorf. 1909 gründete Taut das Büro Taut & Hoffmann, zu dem 1912 auch sein jüngerer Bruder Max Taut hinzustieß. Bekannt wurde Bruno Taut mit dem Pavillon der Glasindustrie zur ersten Ausstellung des Deutschen Werkbunds 1914 in Köln und der 1916 fertiggestellten Gartenstadt Falkenberg. Nach dem Krieg war er von 1921–24 als Stadtbaurat von Magdeburg tätig. Ab 1924 kehrte er zurück nach Berlin und wurde zum Chefarchitekten der neu gegründeten Wohnungsbaugesellschaft GEHAG ernannt. In dieser Rolle prägte er in den Folgejahren entscheidend das Gesicht des Neuen Bauens und des öffentlichen Wohnungsbaus in Berlin und darf – neben Martin Wagner – als dessen maßgeblicher Wegbereiter und Vertreter gelten. Insgesamt entstanden unter seiner Leitung rund 134000 Wohnungen. Neben seiner praktischen Arbeit verfasste Taut eine Architekturlehre, zwei utopische Bildbände sowie mehrere einflussreiche Publikationen und Aufrufe. Wie kein zweiter verstand er es, Details und Farben in der Architektur so einzusetzen, dass kostengünstig realisierbarer serieller Wohnungsbau nicht zu Monotonie führt. Dieser Einsatz von Farbe beschränkte sich nicht nur auf die Fassaden, sondern umfasste auch die Gestaltung von Eingangsbereichen, Fenstern, Treppenhäusern und Innenräumen. Bruno Taut war ab 1930 Professor an der Technischen Hochschule Berlin (heute TU Berlin) sowie Mitglied in mehreren einflussreichen Vereinigungen, wie etwa dem Arbeitsrat für Kunst, dem Deutschen Werkbund und dem Zehnerring. Von den Nationalsozialisten als „Kulturbolschewist“ verfolgt, ging er 1933 ins Exil. Während er in Japan vor allem publizistisch tätig war und einige Kleinmöbel und Gebrauchsgegenstände entwarf, konnte er ab 1936 in der Türkei noch mehrere prominente Bauten realisieren und wurde als Professor an die Akademie der Künste in Istanbul berufen. Dort verstarb Taut relativ jung mit 58 Jahren an den Folgen eines asthmatischen Anfalls und wurde auf dem Istanbuler Ehrenfriedhof Edirnekapı beigesetzt.
wurde 1869 in Berlin geboren. Ab 1909 führte er ein kleines Entwurfs- und Planungsbüro und war damit der erste freischaffende, ausschließlich planerisch tätige Gartenarchitekt in Deutschland. Neben den Grün- und Freiflächen der Gartenstadt Falkenberg und der Weißen Stadt gestaltete er viele wichtige Anlagen in und um Berlin. Die Spanne seiner Entwürfe reichte von Klein-, Haus- und Villengärten über Friedhöfe bis hin zu ganzen Siedlungen. Zu den bekanntesten Entwürfen zählen die Grünanlagen der Gartenstadt Frohnau und der Bebauungsplan der Landhauskolonie Bad Saarow-Pieskow am Scharmützelsee, die in den 1920er-Jahren bei Filmschauspielern und Künstlern sehr beliebt war. Neben seiner Entwurfstätigkeit betätigte er sich auch sozial und publizistisch. Seine vielfältigen Aktivitäten machten ihn zu einem Meinungsmacher der ersten Stunde: Er war als Dozent tätig, hielt Vorträge, gehörte dem Deutschen Werkbund sowie diversen Fachorganisationen an. Er gab einen eigenen Gartenkalender heraus und verfasste mehrere Zeitschriftenartikel und Bücher. Hier ist speziell „Volksparke heute und morgen“ hervorzuheben, welches 1927 einen wichtigen Beitrag zur Reformbewegung lieferte. Von 1925 bis 1933 agierte er als Radiopionier und gestaltete für die „Funkstunde“ eine populäre Sendung zu gärtnerischen Themen. 1919 wurde er in das Präsidium der „Deutschen Gartenbau Gesellschaft“ berufen und amtierte ab 1923 als deren Präsident, bis er 1933 – aufgrund seiner jüdischen Herkunft – aller Ämtern enthoben wurde. 1939 emigrierte er nach Schweden, wo er im Alter von 88 Jahren verstarb.
wurde 1881 in Danzig geboren und gilt als einer der wichtigsten Gartenarchitekten des 20. Jahrhunderts. Nach einer Lehre im Gartenbau arbeitete er ab 1904 als künstlerischer Leiter eines großen Hamburger Landschaftsbaubetriebes. Ab 1913 engagierte er sich stark für Nutzgärten. Er warb für die Idee einer nachhaltigen individuellen Selbstversorgung und agierte als Wegbereiter einer sozialen und naturnahen Gartengestaltung. Migge veröffentlichte mehrere Bücher, war Mitglied im Deutschen Werkbund und Herausgeber der Zeitung Siedlungswirtschaft. 1920 zieht er in Künstlerkolonie Worpswede bei Bremen. Dort erarbeitete er – in Zusammenarbeit mit dem Bildhauer Bernhard Hoetger und dem Gestalter Heinrich Vogeler – praktisch wie theoretisch das sozialreformerische Konzept von „Arbeitskommunen“. Nach seiner Übersiedlung nach Berlin arbeitete er als freischaffender Gartenarchitekt unter anderem eng mit Martin Wagner und Bruno Taut zusammen. Er war verantwortlich für die Grün- und Freiraumplanungen in der Hufeisensiedlung, der Ringsiedlung Siemensstadt, der Waldsiedlung „Onkel-Toms Hütte“ in Berlin-Zehlendorf sowie die Freianlagen der unter Ernst May entstandenen Römerstadt in Frankfurt am Main. Anders als die meisten seiner Kollegen und Weggefährten des Neuen Bauens, sympathisierte Migge in den frühen 1930er-Jahren auch mit dem Nationalsozialismus, blieb den neuen Machthabern aber suspekt und zog sich zunehmend auf sein Selbstversorgungs-Projekt auf der „Sonneninsel“ im Seddinsee zurück. 1935 verstarb er an einem Nierenleiden.
wurde 1895 im ungarischen Nagyvárad geboren. Da ihm als Sohn jüdischer Eltern nicht erlaubt war, in Ungarn zu studieren, zog er 1919 nach Berlin und schrieb sich zum Architekturstudium an der Technische Hochschule Charlottenburg ein. 1924 wurde Hillinger zum Leiter des Entwurfsbüros der GEHAG ernannt. Als solcher arbeitete er eng mit deren Chefarchitekt Bruno Taut zusammen und hatte maßgeblichen Anteil beim Entwurf der Wohnstadt Carl Legien. Auch beim Entwurf der im seriellen Stil produzierten Bauteile der Wohnungsbaugesellschaft dürfte er wesentlich beteiligt gewesen sein. Dazu zählen etwa die eigenwilligen Fenster-, Eingangs- oder Treppen-Details oder auch die für die Waldsiedlung „Onkel Toms Hütte“ um 1926 herum entstandene Muster-Küche. 1933, nach Gleichschaltung der politisch links angesiedelten Wohnungsbaugesellschaft war Hillinger gezwungen, seine Stellung bei der GEHAG aufzugeben. Er konzentrierte sich zunächst auf Entwürfe für private Bauherren. 1937 emigrierte er, wie zuvor bereits Martin Wagner und Bruno Taut, in die Türkei. Dort arbeitete er – unter der von Kemal Atatürk geführten reformorientierten Regierung – als entwerfender Architekt für das Kultusministerium sowie auch als Hochschuldozent. Von 1940–43 leitete er die Schule für Architektur im türkischen Ankara. Anfang der 1950er-Jahre wanderte Hillinger mit seiner Familie in die USA aus und verstarb 1971 in New York.
war gebürtiger Schweizer, der nach seinem Studium am Technikum in Biel bis 1929 hauptsächlich in Deutschland arbeitete. Nach Stationen in München und Karlsruhe und Gastkursen an den dortigen Technischen Hochschulen siedelte er 1908 nach Berlin und gründete dort 1913 sein eigenes Büro. Zu seinen bekanntesten Werken zählen die Gartenstadt Piesteritz bei Wittenberg und seine Beteiligungen an der Waldsiedlung „Onkel Toms Hütte“ in Zehlendorf und der Weißen Stadt in Reinickendorf. Neben Siedlungsbauten entwarf Salvisberg mehrere Villen und Privathäuser sowie Krankenhäuser und Institutsgebäude. Obwohl er bedeutende Werke der Moderne schuf, lässt sich sein Werk nur schwer auf einen Stil festlegen. Im Oktober 1928 wurde er zum alleinigen Entwurfsprofessor an die renommierte ETH Zürich berufen und agierte dann unter anderem als Chefarchitekt des in Basel ansässigen Pharma-Unternehmens Hoffmann-La Roche.
wurde 1850 in Berlin geboren und wuchs in wohlhabenden Verhältnissen in einer Villengegend am Wannsee auf. Wie seine Geschwister konvertierte er vom Juden- zum Christentum und änderte seinen Namen von Arons zu Ahrends. Trotz der Assimilation wurde ihm der Zugang zu seinem Wunsch-Studienfach Schiffbau aufgrund seiner jüdischen Herkunft verwehrt. Stattdessen studierte er Architektur an den Technischen Hochschule in München und (Berlin-) Charlottenburg. Zu seinen bedeutendsten Werken zählen mehrere Wohn- und Siedlungsbauten in verschiedenen Berliner Bezirken sowie einige Villen und Landhäuser. Sein für die eigene Familie errichtetes Haus in der Berliner Miquelstraße wurde später zur Dienstvilla des Bundestagspräsidenten. Nach dem Berufsverbot durch die Nationalsozialisten im Jahr 1937 floh er 1938 zunächst nach Italien, nach Großbritannien und wurde später von den Briten – trotz seiner jüdischen Wurzeln – als sogenannter „Enemy alien“ festgehalten. 1948 starb er unmittelbar nach seiner Emigration ins südafrikanische Kapstadt.
wurde 1881 im westfälischen Borken geboren und wuchs dort in einer kinderreichen Textilfabrikantenfamilie auf. Später studierte er Architektur an den Technischen Hochschulen in München, Dresden und (Berlin-) Charlottenburg. 1909 gründete er in Berlin sein eigenes Büro. Bekanntheit erlangte Büning nicht nur als Architekt, sondern auch als Hochschullehrer. Als solcher setze er sich dafür ein, dass besonders talentierte Studenten auch ohne Abitur studieren dürfen. Sein zweites Interesse galt den verschiedenen handwerklichen Fertigkeiten, die in der Praxis des Architektur- und Baugewerbes zusammenlaufen und laut Büning die eigentliche Qualität des Bauens ausmachen. 1928 veröffentlichte er mit seiner „Bauanatomie“ ein entsprechendes Standardwerk zum Thema und trat damit gegen eine einseitige Fokussierung auf Fragen des Stils ein.
wurde 1893 in Bremen geboren. Nach seinem Studium an der Technischen Hochschule in Berlin arbeitete er 1919–25 als freier Architekt. An der Kunstakademie Breslau hatte er 1925 bis 1933 eine Professur. Mit dem Entwurf der Ringsiedlung Siemensstadt wurde er weltberühmt. Wie sein Kollege Hugo Häring gilt er als Verfechter des „organischen Bauens“. Trotz der oft prägnanten äußeren Formen sind seine Bauten kein stilistischer Selbstzweck. Viele seiner berühmten Bauten und die ihnen zugrundeliegenden Grundrisse sind vielmehr hoch funktional und beziehen ihre Qualität auch aus der bewussten Abwendung von rein rechtwinkligen Entwurfsprinzipien. Die Nationalsozialisten betrachteten Hans Scharoun – ebenso wie viele andere führende Architekten der Zeit – als Feind. Öffentliche Aufträge waren Scharoun damit verwehrt. Er blieb jedoch in Deutschland und baute in der Folge vorwiegend private Wohnhäuser. Zu den bekanntesten Bauten zählt hier die Fabrikantenvilla „Haus Schmincke“ im sächsischen Löbau. 1945 bekleidete er für kurze Zeit den Posten des Stadtbaurats. Zusammen mit anderen Planern legte er 1946 ein radikales Konzept für den Wiederaufbau Berlins vor. Ansatzweise kann er 1956 bis 1961 Elemente dieses Konzepts in der neben der Ringsiedlung Siemensstadt gelegenen Siedlung Charlottenburg-Nord verwirklichen. Die 1963 fertiggestellte Philharmonie am Kulturforum unweit des Potsdamer Platzes gilt als sein Hauptwerk. Als einer der ganz wenigen Architekten des öffentlichen Wohnungsbaus lebte Scharoun auch selbst in den von ihm entworfenen Siedlungsbauten.
wurde 1883 in Berlin geboren und gilt als einer der einflussreichsten Wegbereiter der Moderne. Er stammte aus großbürgerlichen Verhältnissen und war ein Großneffe des Architekten Martin Gropius. Gropius begann sein Studium 1903 an der Technischen Hochschule in München und wechselte 1906 an die Technische Hochschule Charlottenburg. 1908 brach er sein Studium ab und begann im Büro von Peter Behrens. Dort arbeiteten damals viele Architekten, die später selber als Wegbereiter der modernen Architektur berühmt werden sollten – etwa Mies van der Rohe und Le Corbusier. Über seine Mitgliedschaft im Deutschen Werkbund und im Arbeitsrat für Kunst verfügte Gropius über viele Kontakte. Sein erstes großes Werk waren die Fagus-Werke 1912 in Alfeld bei Hildesheim. Sie gelten als einer der allerersten Bauten im Stil des Neuen Bauens. Im ersten Weltkrieg diente Gropius vier Jahre als Unteroffizier. 1919 gründete er das Staatliche Bauhaus in Weimar, als dessen Direktor er auch bis 1926 agierte. Aus dieser Zeit stammen die in seinem Büro gefertigten Entwürfe für das berühmte Hochschulgebäude und die unweit gelegenen „Meisterhäuser“ am zweiten Standort der Schule in Dessau. Sie gehören heute – ebenso wie die Fagus-Werke und die Ringsiedlung Siemensstadt – zum UNESCO Welterbe. Ab 1925 befasste er sich mit dem Massenwohnungsbau. 1934 emigrierte er zunächst nach Großbritannien, dann 1937 weiter in die USA, wo er an der Harvard University lehrte. 1948 gründete er zusammen mit einigen jüngeren Architekten in Boston „The Architects Collaborative“, kurz TAC. Später war er auch wieder häufiger in Berlin tätig, zum Beispiel für seinen im Rahmen der Internationalen Bauausstellung von 1957 entstandenen Bau im Hansaviertel oder für die im südlichen Neukölln gelegene Gropiusstadt, welche auf einem städtebaulichen Entwurf von TAC basiert.
wurde 1883 in Karlsruhe geboren. 1902, direkt nach seinem Abitur nahm er das Architekturstudium an der Technischen Hochschule Charlottenburg auf. 1904 unternahm er eine Weltreise. Er setzte danach sein Studium fort, schloss es aber aus unbekannten Gründen nicht ordnungsgemäß ab. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 hatte er bereits 18 Kirchen in Deutschland gebaut. 1918 wurde er Mitglied des Arbeitsrats für Kunst, später der Architektenvereinigung Der Ring. Von 1919 bis 1923 zählte er – gemeinsam mit Walter Gropius – zum Vorstand des Deutschen Werkbunds und gilt als einer der Mitautoren des Bauhaus-Manifests ohne später selbst an der Schule zu lehren. Spektakulär war der 1922 vorgestellte Entwurf seiner expressionistischen, jedoch nie erbauten Sternkirche. Berühmt wurde Bartning mit der 1928 in Köln erbauten Stahlkirche. Neben Kirchen entwarf er auch Kliniken, Wohnhäuser, Fabrikgebäude und Siedlungsbauten – wie etwa die lange Zeile in der Ringsiedlung Siemensstadt. Sein Name steht außerdem für den Wiederaufbau der Insel Helgoland. Hochgeehrt starb Otto Bartning 1959 in Darmstadt.
wurde 1897 im ungarischen Pecs geboren. Nachdem er sein Architekturstudium in München beendet hatte, versuchte die bayerische Regierung, ihn als unerwünschten, beschäftigungslosen Ausländer abzuschieben. Doch Walter Gropius gab dem begabten jungen Mann eine Anstellung in seinem Atelier in Weimar und ließ ihn eine „Bauhaus-Siedlung“ planen, die zwar nie realisiert wurde, aber Teil der Vorgeschichte ist, aus der das berühmte „Musterhaus am Horn“ entstand. 1928 wurde Forbat deutscher Staatsbürger, gründete ein eigenes Büro und war auf dem besten Weg, ein Stararchitekt zu werden. Stadtbaurat Martin Wagner übertrug ihm unter anderem den Bau von 1200 Wohnungen in der Reichsforschungssiedlung Spandau-Haselhorst. Wegen antisemitischen Anfeindungen ging Forbat 1932 als Mitarbeiter der staatlichen Städtebauorganisation “standardgorprojekt” in die UdSSR. Nach einigen Monaten war er total desillusioniert, konnte aber wegen der nationalsozialistischen Machtübernahme nicht nach Deutschland zurückkehren. Auch in Ungarn erlebte er antisemitische Angriffe. Der Versuch, ihn in die USA als Hochschullehrer zu holen, schlug fehl. Die einzige Fluchtmöglichkeit bot ihm Schweden. In Schweden, wo er 1972 verstorben ist, wird er noch heute als exzellenter Stadtplaner geehrt.
wurde 1882 im schwäbischen Biberach geboren. Er studierte an den Technischen Hochschulen in Stuttgart und Dresden. 1903 schloss er sein Studium bei Theodor Fischer, dem 1. Vorsitzenden des Deutschen Werkbunds ab. Anschließend arbeitete Häring als freier Architekt in Hamburg und Ostpreußen. Im Ersten Weltkrieg war er als Dolmetscher eingesetzt. 1921 ging er nach Berlin. Er teilte sich ein Arbeitszimmer mit Mies van der Rohe. Mit ihm gemeinsam gründete er 1923/1924 in Berlin den „Zehnerring“, aus dem später die über Berlin hinausreichende Architektenvereinigung „Der Ring“ wurde. 1926 wurde Häring zum Sekretär des Rings, der inzwischen 27 Mitglieder hatte, ernannt. Während Walter Gropius und Mies van der Rohe für eine technisch-industrielle Architektur standen, vertrat Häring wie auch sein Kollege Hans Scharoun eine „organische Architektur“. Zu seinen Hauptwerken zählen die Wohnbauten in der Waldsiedlung „Onkel Toms Hütte“ in Berlin-Zehlendorf (1926/27) sowie seine Wohnzeilen in der Ringsiedlung Siemensstadt (1929/30). Hugo Häring gehört zu den Architekten, die nicht ins Exil flüchteten. Er leitete ab 1935 eine private Schule für Gestaltung. Nachdem massiven Bombenschäden, ging er 1944 in seine Heimatstadt Biberach zurück. 1947 bis 1950 war er von dort aus Mitarbeiter an dem von Hans Scharoun geleitetem Institut für Bauwesen an der Akademie der Wissenschaften in Berlin. 1958 ist Häring in Göppingen verstorben.
wurde 1886 in Berlin geboren. 1916 ging er nach Zürich, hatte dort Kontakt zu der avantgardistischen Künstlergruppe Dada und arbeitete als Bildhauer im Stil des Expressionismus. 1919 gehörte er dem revolutionären Arbeitsrat für Kunst an, in dem unter anderen auch Bruno Taut und Walter Gropius aktiv waren. Henning war ein Vertreter des Neuen Bauens und führte viele Siedlungsprojekte in Berlin durch, zum Beispiel seine Siedlung in Baumschulenweg in Treptow-Köpenick und die langgestreckte Wohnanlage Metastraße in Lichtenberg. Zu seinen bekanntesten Bauten zählt außerdem das zentral in Berlin-Mitte gelegene Verlagshaus Mosse, dessen Umbau er 1921–23 gemeinsam mit Erich Mendelssohn und Richard Neutra plante. Nach 1933 blieb er in Deutschland, konnte aber nur noch im Industriebau in seinem bevorzugten Stil der Neuen Sachlichkeit bauen. Bei anderen Arbeiten passte er sich dem Architekturstil des NS-Regimes an. Nach 1945 arbeitete er wieder nach den Gestaltungsgrundsätzen der Moderne.
wurde 1976 in Rostock geboren und zählte zu den Wegbereitern des reformorientierten Bauens in Deutschland. Als Sohn eines Zimmerei-Bauunternehmers und Student der Architektur verstand sich Tessenow darauf, Praktisches mit Künstlerischem zu verbinden. Er baute, lehrte und publizierte insbesondere zu Fragen des (Klein-)Wohnungsbaus. 1909 zog Tessenow nach Dresden, um an der dortigen Hochschule eine Assistenzstelle anzutreten. Von 1909 bis 1913 beteiligte er sich am Bau der ersten deutschen Gartenstadt in Hellerau bei Dresden. Die dort nach seinen Plänen entstandenen Wohnhäuser und sein Entwurf des späteren Festspielhauses Hellerau machten ihn berühmt. Die Wohnsiedlung war ein Vorzeigeprojekt der lebensreformerischen Architektur, wie sie auch in der Gartenstadt Falkenberg verwirklicht wurde. Tessenow gestaltete in Falkenberg das einzige nicht von Bruno Taut entworfene Gebäude. Während des Ersten Weltkrieges lehrte der Architekt in Wien und kehrte 1919 nach Hellerau zurück. Von dort ging er 1926 für Lehrtätigkeiten an die Technische Hochschule Charlottenburg nach Berlin. 1931 gewann Tessenow den prestigeträchtigen Wettbewerb zur Umgestaltung der Neuen Wache. 1941 fügte er sich der durch nationalsozialistische Kreise verordneten Emeritierung und zog daraufhin nach Mecklenburg. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg nahm er einen Ruf in die Türkei an, kehrte aber 1947 auf seinen Lehrstuhl in Berlin zurück. Tessenow starb 1950 in Berlin (West).
wurde 1884 im ostpreußischen Königsberg (heute Kaliningrad) geboren. Er war – ebenso wie sein vier Jahre älterer Bruder Bruno – einer der maßgeblichen Architekten der Klassischen Moderne. Beide Brüder arbeiteten ab 1912 gemeinsam im Büro Taut & Hoffmann, hielten ihre Bauaufgaben aber streng getrennt. Während Bruno Taut auf Siedlungen und große Wohnanlagen spezialisiert war, plante Max Taut vorrangig Schul- und Verwaltungsgebäude. Seine bekanntesten Bauten in Berlin sind das Verbandshaus der Deutschen Buchdrucker, die nach ihm benannte Schule in Berlin-Lichtenberg sowie das Warenhaus der Konsumgenossenschaften am Kreuzberger Oranienplatz. Daneben entwarf er mehrere freistehende Sommerhäuser auf der Insel Hiddensee. Max Taut ging nicht ins ausländische Exil und praktizierte unmittelbar nach dem Krieg wieder als Architekt, Hochschullehrer und Stadtplaner. Im Zuge von Wiederaufbauarbeiten plante er kleinere Erweiterungen der von seinem, bereits 1938 im Exil verstorbenen Bruder Bruno geplanten Siedlungen – u.a. in der Siedlung am Schillerpark sowie im Umfeld der Hufeisensiedlung.
Ergänzende Literatur mit Schwerpunkt auf das Private:
Unda Hörner: Die Architekten Bruno und Max Taut. Zwei Brüder – zwei Lebenswege. Gebr. Mann Verlag, Berlin 2012.
wurde 1910 in Rixdorf geboren, welches wenig später wegen seines berüchtigten Rufs als Berliner Amüsierviertel in Neukölln umbenannt wurde. 1926 begann er eine Ausbildung zum Gärtner und legte 1932 seine Prüfung als Gartentechniker ab. 1933 arbeitete er im Büro von Martha Willings, wo er bald auch als Partner firmierte und ab 1940 die Rolle des Geschäftsführers bekleidete. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs leitete Rossow die Neuanlage der Grünanlagen im amerikanischen Sektor. Ab 1948 wurde er Dozent an der Hochschule für bildende Künste in Berlin. Rossow gilt als einer der wichtigsten Gartenarchitekten der 1950er- bis 70er-Jahre und arbeitete eng mit Hans Scharoun und Egon Eiermann zusammen. Anfang der 1950er-Jahre entstanden die baulichen Erweiterungen der Siedlung am Schillerpark durch Hans Hoffmann. Im Rahmen dieser Erweiterungen plante und überarbeitete Rossow die Grün – und Freiflächen von Park und Siedlung. Zu den bekanntesten Werken Rossows zählen außerdem die Grünanlagen der Akademie der Künste im Berliner Hansaviertel sowie der Große Tiergarten in Berlin, dessen Wiederaufbau er 1950–51 leitete. Von 1966–75 führte Rossow das Institut für Landschaftsplanung an der Universität Stuttgart, von 1976–76 leitete er die Abteilung Baukunst an der Akademie der Künste in Berlin. Rossow verstarb 1991 in Berlin.
wurde 1904 in Berlin geboren. Nach seinem Studium der Architektur wurde er Ende der 1920er Mitarbeiter im Büro Taut & Hoffmann. Im Zuge der Zusammenarbeit mit dem GEHAG-Chefarchitekten Bruno Taut war an verschiedenen Wohnprojekten des Neuen Bauens beteiligt. Später arbeitete Hoffmann als Architekt für die Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892, bei der er von 1952–1970 auch als Mitglied des Vorstands aktiv war. Zu seinen bekanntesten Werken zählen die 1954-58 entstandenen Erweiterungsbauten der Siedlung am Schillerpark in Berlin-Wedding, die unter Einbeziehung großzügig verglaster Wohnräume, Balkone und Treppenaufgänge eine Brücke schlagen zwischen der klassischen Moderne der 1920er-Jahre und typischen Stilelementen der 1950er-Jahre. Rasch entwickelte sich die Bezeichnung „Glas-Hoffmann“, die einerseits auf sein typischstes Entwurfsmerkmal abhebt, ihn aber gleichzeitig auch von einem gleichnamigen Schweizer Kollegen abgrenzt. Im Kontext des Welterbes sind besonders seine filigran konstruierten „Blumenfenster“ in der Siedlung Schillerpark hervorzuheben, die wie eine klimatische Zwischenebene wirken. Sie waren Teil eines innovativen Energiemanagements, das im Zuge der Restaurierungs- und Modernisierungsarbeiten weiter ertüchtigt wurde und seitdem wieder in den Originalfarben zu bestaunen ist. Der Gedanke des „transparenten Wohnens“ waren nicht nur hellere Innenräume, sondern auch, dass man in dem bis zum Boden reichenden „Blumenfenster“ verschiedene Kübelpflanzen aufstellen konnte. Dadurch wurde die – bereits in den 1920er-Jahren angestrebte – optische Verschmelzung zwischen Innen- und Außenraum noch stärker vorangetrieben. Neben den Ergänzungsbauten im Schillerpark schuf Hoffmann etwa auch die Erweiterungsbauten für die Siedlung Attillahöhe in Tempelhof und war auch an den Planungen des (an die Ringsiedlung Siemensstadt angrenzenden)Wohngebiets Charlottenburg-Nord beteiligt.
wurde am 27.07.1886 in Frankfurt am Main geboren. Im Anschluss an sein Architekturstudium in London, Darmstadt und München war er 1910 Praktikant bei Sir Raymond Unwin und wirkte dort am Projekt der Gartenstadt Hampstead mit. Er übersetzte Unwins Werk zum Konzept der Trabantenstädte ins Deutsche. Nach Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg plante May Siedlungen in Breslau und Schlesien, unter anderem nach den Konzepten der Trabantenstadt. 1925 wurde Ernst May zum Frankfurter Stadtbaurat ernannt und leitete das städtische Wohnungsbauprogramm „Neues Frankfurt“. Als dies in Folge der Weltwirtschaftskrise 1929/30 eingestellt wurde, waren unter seiner Leitung mehr als 20 Siedlungen mit ca. 15000 Wohnungen entstanden. Damit nimmt Ernst May für die Stadt Frankfurt eine vergleichbar zentrale Rolle ein, wie sie in Berlin seinen Werkbund-Kollegen Martin Wagner und Bruno Taut zukam. Im Zuge der Planungen des „Neuen Frankfurt“ entstand auch die von Margarete Schütte-Lihotzky entworfene „Frankfurter Küche“. 1930 wurde May nach Russland an die Spitze der Baubehörde mit 800 Angestellten berufen. Als Leiter der „Brigade May“ plante er neue Siedlungen in Zeilenbauweise. Er verantwortete die Planung von über einer Million Wohnungen in neu geschaffenen Industriestädten wie Magnitogorsk, Leninsk oder Kusnezk. Da er sich nicht Stalins Vorstellungen eines sozialistischen Klassizismus‘ anpassen wollte, beendete May seinen Vertrag 1933 vorzeitig. In das nationalsozialistische Deutschland konnte er nicht zurück und ging nach Kenia. Dort arbeitete er zunächst als Farmer, später als Architekt und Stadtplaner. Als einer der wenigen großen Akteure des Neuen Bauens brachte sich May auch stark in den Städtebau Nachkriegsdeutschlands ein. Bekannte auf ihn zurückgehende Siedlungen aus dieser Zeit sind etwa Neu Altona in Hamburg sowie die Neue Vahr in Bremen. Am 11.09.1970 ist Ernst May in Hamburg verstorben.
Cover der Monatshefte aus beiden Städten.
Quelle: Abb. links: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin;
Abb. rechts: digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/neue_frankfurt1926_1927/0001
wurde 1868 in Hamburg geboren und gilt als einer der wichtigsten Wegbereiter des modernen Industrie- und Grafik-Designs. Behrens startete als Künstler. Er studierte Malerei an den Kunstakademien in Karlsruhe, Düsseldorf und zuletzt in München, wo er verschiedene Künstlervereinigungen mitbegründete. In den Folgejahren beschäftigte er sich zunehmend mit angewandter Kunst – eine Design-Disziplin im heutigen Sinne gab es damals noch nicht. 1899 erhielt Behrens eine Berufung an die Künstlerkolonie Mathildenhöhe in Darmstadt, einer im Geist der Jugendstil- und Reformbewegung geplanten Musteranlage, wo ein idealtypisches Zusammenwirken von Kunst und Handwerk demonstriert werden sollte. Hier schuf Behrens mit seinem privaten Wohnhaus eins der markantesten Gebäude, für das er auch das gesamte Interieur passend entwarf. 1903 wurde er, erst 34-jährig, zum Direktor der Kunstgewerbeschule Düsseldorf berufen, einen Posten, den er bis 1907 bekleidete. Behrens zählte 1907 zu den Mitbegründern des Deutschen Werkbundes. Im gleichen Jahr ging er nach Berlin und gründete dort sein eigenes Architekturbüro. Das ganzheitlich arbeitende Büro entwickelte sich schnell zu einer wichtigen Keimzelle der Moderne, zu dessen Mitarbeitern auch die später selbst berühmten Architekten Walter Gropius, Ludwig Mies van der Rohe und Le Corbusier zählten. 1907 wurde Peter Behrens zum Künstlerischen Leiter der AEG berufen, deren Erscheinungsbild er in den Folgejahren maßgeblich prägen sollte. Für die AEG, einen der großen Arbeitgeber der Elektropolis Berlin, entwarf er nicht nur zahlreiche Industrie- und Verwaltungsbauten, sondern auch Haushaltsgeräte, Logos, Werbegrafiken und Schriften. Er gilt damit auch als Pionier des modernen Grafik-Designs. 1921 wurde Behrens an die Düsseldorfer Kunstakademie berufen. 1922 folgte der Ruf zum Leiter der Meisterschule für Architektur an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Einen ähnlichen Posten bekleidete er ab 1936 an der Akademie der Künste in Berlin – der Stadt, in der er 1940 an den Folgen eines Herzversagens verstarb.
wurde 1872 in Berlin geboren und verbrachte fast sein ganzes Leben in der Stadt. Neben seinen beruflichen Tätigkeiten als Kaufmann in Druckereien und Verlagen interessierte er sich für die aufkommenden lebensreformerischen Ideen. Besonders überzeugten ihn die sozial-ethischen und wirtschaftlichen Reformen der Gartenstadtbewegung. Er pflegte enge Kontakte zum Friedrichshagener Dichterkreis. Mit Gleichgesinnten, wie Bernhard Kampffmeyer und Robert Tautz, gründete der Kaufmann deshalb 1902 in Berlin die Deutsche Gartenstadt-Gesellschaft (DGG). Dort bekleidete er viele Jahre den Posten des Generalsekretärs und Sachverwalters. Dem einzigen Berliner Projekt der DGG, der Gartenstadt Falkenberg, bereitete er als Gründungsmitglieder den Weg und unterstütze sie als langjähriger Siedlungsvertreter im Gemeinderat von Alt-Glienicke. Das von Heinrich Tessenow entworfene Wohnhaus der Familie Otto – Am Falkenberg 119 – diente gleichzeitig als Büro der DGG. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurde der Experte für Siedlungswesen aller Ämter enthoben und musste emigrieren. Sein Weg führte dabei über England nach Frankreich, wo er sich weiterhin in Wohnbauprojekten engagierte. Otto kehrte 1942 zwangsweise nach Berlin zurück, wo er 1943 verstarb.
war Reformer, Verlagsleiter, Buchdrucker und Journalist. Er war einer der zentralen Organisatoren der Sommerfeste in der Gartenstadt Falkenberg, wo er auch wohnte. Tautz unterhielt enge freundschaftliche Kontakte zu Mitgliedern des Friedrichshagener Dichterkreises, wie Paul Kampffmeyer und dem – später in der Hufeisensiedlung wohnenden – Erich Mühsam. Mit diesen teilte er seinen Sinn für Gemeinschaftskultur. Zusammen mit Adolf Otto war er an der Gründung der Deutschen Gartenstadt-Gesellschaft (DGG) und der Gemeinnützigen Baugenossenschaft Gartenvorstadt Groß-Berlin beteiligt. Auch den Aufbau der Siedlung am Falkenberg begleitete er tatkräftig. Robert Tautz, seine Frau und seinen sieben Kindern wohnten im Akazienhof 25 und gehörten zu den ersten Bewohner/innen der Siedlung. Vor allem in den 1920er-Jahren belebte Tautz die Gemeinschaft durch die von ihm herausgegebene Siedlungszeitung „Der Falkenberg“ und die Organisation der Falkenberger Sommerfeste.
wurde 1878 in Berlin geboren und war ein aus dem jüdischen Bürgertum stammender, berühmter Anarchist, Autor und Publizist. Bereits vor Vollendung der Mittleren Reife wurde er wegen „sozialdemokratischer Umtriebe“ der Schule verwiesen und als Autor und Satiriker aktiv. Nach einigen Jahren der Wanderschaft zog er nach München und gründete dort mehrere anarchistische Gruppen. Erich Mühsam schrieb u. a. für das Satire-Magazin „Simplicissimus“ und wurde zu einer zentralen Figur bei der Ausrufung der Münchner Räte-Republik, was ihm 1919 eine Verurteilung zu fünfzehn Jahren Haft eintrug. Nach einer Amnestie zog er fünf Jahre später 1924 mit seiner Frau Zenzi in die Dörchläuchtingstraße 48 in die Hufeisensiedlung. Von hier aus, gab er auch die Zeitschriften „Fanal“ und „Die andere Wohngemeinschaft“ heraus. Auch in der Nachbarschaft war Mühsam berüchtigt für seinen freien Lebenswandel, brachte sich aber ein, indem er etwa als aktives Mitglied des Mieterbeirats agierte. Regen Austausch pflegte Mühsam mit dem Publizisten Rudolf Rocker, der nur wenige Straßen weiter wohnte sowie auch mit anderen prominenten Bewohnern, wie den Künstlern Heinrich Vogeler und Stanislav Kubicki oder dem Publizisten Leon Hirsch. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde Mühsam 1933 in der Hufeisensiedlung verhaftet und (trotz der von Zenzi Mühsam organisierten Proteste) ein Jahr später – von der SS als Selbstmord inszeniert – im Konzentrationslager Oranienburg erhängt. Ein Gedenkstein vor Ort erinnert an den berühmten Bewohner.
wurde 1872 in Bremen geboren und war der sicherlich bekannteste Künstler unter den Bewohnern der Hufeisensiedlung. Der vielseitig talentierte Vogeler arbeitete als Maler, Grafiker, Architekt, Schriftsteller und Pädagoge. Nach einer gutbürgerlichen Kindheit studierte er 1890 zunächst an der Kunstakademie in Düsseldorf und zog dann 1894 in die einflussreiche Künstlerkolonie in Worpswede. Als Grafiker und Illustrator wurde er einer der herausragenden Vertreter des Jugendstils. Sein Leben und sein Haus in Worpswede gestaltete er als Gesamtkunstwerk und experimentierte mit gärtnerischer Selbstversorgung. Heinrich Vogeler pflegte regen Austausch mit anderen berühmten Künstlern und Bewohnern, unter ihnen auch der Gartenarchitekt Leberecht Migge, und gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Deutschen Werkbunds. Nach seinen Erfahrungen im Ersten Weltkrieg entwickelte er sich zum engagierten Verfechter des utopischen Pazifismus und wurde politisch verfolgt. Mehrfach bereiste er die Sowjetunion und engagierte sich dort politisch und pädagogisch. Zwischen 1927 und 1931 wohnte Heinrich Vogeler mit seiner Familie in der Onkel-Bräsig-Straße 138. 1931 siedelte er nach Moskau über. Dort engagierte er sich politisch und agitierte auch gegen den Nationalsozialismus. Nach dem Überfall deutscher Truppen auf die Sowjetunion erfolgte die Zwangsübersiedlung nach Kasachstan, wo Vogeler 1942 entkräftet und verarmt verstarb.
wurde im westpreußischen Marienburg (heute unter dem Namen Malbork zu Polen gehörend) geboren. Er war ein wichtiger Gewerkschaftsfunktionär, nach dem unter anderem die Wohnstadt Carl Legien im Prenzlauer Berg benannt ist. Nach dem frühen Tod der Eltern wuchs Legien in einem Waisenhaus auf. 1875 begann er eine Lehre als Drechsler, die er 1880 abschloss, um dann als Geselle in Berlin, Frankfurt am Main, bei Köln und zuletzt in Hamburg zu arbeiten. 1885 trat Legien der SPD bei. 1886 wurde er Mitglied des Fachvereins der Drechsler, der für ihn zuständigen Hamburger Gewerkschaft, und begann sich erfolgreich innerhalb der Gewerkschaftsbewegung zu engagieren. 1913 wird er, nach mehrjähriger Arbeit als dessen Sekretär, Präsident des Internationalen Gewerkschaftsbundes. 1919 folgte die Wahl zum Vorsitzenden des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB). Gegen Ende des Ersten Weltkriegs beteiligte sich Legien an Verhandlungen mit der Industrie, in deren Folge die Gewerkschaften als offizielle Interessensvertreter der Arbeiterschaft anerkannt wurden und es unter anderem zur Einführung der Achtstunden-Woche als Regelarbeitszeit kommt. Legien verstarb 1920 in Berlin. Neben der Wohnstadt Carl Legien ist auch eine berufsorientierende Neuköllner Schule sowie der Kreuzberger Legiendamm nach ihm benannt.
war ein kommunistisch und antifaschistisch orientierter Schriftsteller, Maler und Karikaturist, der in der Gartenstadt Falkenberg lebte und nach dem später die zentrale Straße in der Wohnstadt Carl Legien benannt wurde. Weinert wurde 1890 in Magdeburg geboren und lernte zunächst Lokomobilbauer. Nach seiner Lehre zwischen 1905 und 1908 zog es ihn jedoch zum Studium der Kunst. Er besuchte die Kunsthochschulen in Berlin und Magdeburg und arbeitete dann als Buchillustrator. Nach seinem Heeresdienst im Ersten Weltkrieg (1914-18) war er einige Jahre Zeichenlehrer, Schauspieler und zeitweise arbeitslos. Ab 1921 begann er sich im Bereich des Kabaretts einen Namen zu machen und publizierte erste satirische Gedichte und Beiträge in linken Zeitungen und Zeitschriften. Weinert war überzeugter Kommunist und ein populärer Redner auf Veranstaltungen der Kommunistischen Partei Deutschlands. 1933 musste er auf Grund der Verfolgung durch die Nationalsozialisten emigrieren. Während dieser Zeit engagierte er sich unter anderem als Brigadist im Spanischen Bürgerkrieg und arbeitete als Übersetzer in Moskau. 1946 kehrte er nach Berlin zurück. Weinert lebte in der DDR und war als Vizepräsident der Deutschen Zentralverwaltung für Volksbildung, Leiter der Hauptabteilung Kunst und Literatur aktiv am Aufbau der neuen DDR-Kulturpolitik beteiligt. Der Künstler starb an Lungentuberkulose 1953 in Berlin.
ist der Namenspatron der Straßen der z. T. auch als „Fritz-Reuter-Stadt“ bezeichneten Großsiedlung Britz, zu der neben der Hufeisensiedlung auch die benachbarte, von der DeGeWo errichtete „Siedlung am Krugpfuhl“ gehört. Reuter war damals einer der populärsten deutschen Romanautoren. Seine Werke verfasste der 1810 in Stavenhagen geborene Reuter in niederdeutscher Sprache. Der sozialkritische Freigeist suchte zeit seines Lebens die Nähe zu den „einfachen“ Leuten und machte sie zu den Protagonisten seiner Werke. Viele dieser Figuren – wie „Onkel Bräsig“,„Jochen Nüßler“ sowie dessen Töchter „Lining und Mining“ – finden sich heute als Straßennamen wieder. Reuters Ehefrau Luise ist der Lowise-Reuter-Ring gewidmet. „Onkel Herse“ war ein Lehrer aus Schulzeiten und die Namensteile „Parchim[er]“, „Stavenhagen[er]“, „Gielow[er]“ und „Talberg[er]“ nehmen Bezug auf wichtige Ortschaften aus Reuters Leben. Ein passendes Bild für die soziale Intention beim Bau der Hufeisensiedlung ist die Begrifflichkeit „Hüsung“: Sie bezeichnet das von feudalen Gutsherren an die Bewohner verliehene Niederlassungsrecht und steht im Niederdeutschen allgemein für häusliche Geborgenheit.