Von den 1920er-Jahren lernen?

Auch heute herrscht in Berlin wieder Wohnungsmangel, der unter anderem durch Immobilienspekulation hervorgerufen wurde. Die Situation ist zwar weitaus weniger dramatisch, mit den 1920er-Jahren aber zumindest strukturell vergleichbar. Auch die "neuen" Rezepte der Politik sind den alten nicht unähnlich: Aktuell gibt es zwar keine Hauszinssteuer. Stattdessen wird in Berlin aber eine Steuer auf den Besitz von "Zweitwohnsitzen" erhoben. Außerdem ist auch die "Grunderwerbssteuer" in Berlin relativ hoch angesetzt. Sie fällt beim Kauf von Berliner Grundstücken oder Wohnbauten an und ihre Höhe wird von allen Bundesländern selbst festgelegt. Trotz des Rückgriffs auf ähnliche Besteuerungsmodelle bleiben die Neubauzahlen aus den 1920er-Jahren aber ein bislang unerreichtes Vorbild. Zur Hochzeit des Neuen Bauens im Jahr 1928 wurden – leicht zu merken, aber schwer zu überbieten – rund 28.000 neue Wohnungen errichtet, von denen heute einige sogar als Welterbe eingestuft oder zumindest unter Denkmalschutz stehen. Davon ist/war man rund 90 Jahre später trotz entsprechender Anstrengungen noch weit entfernt: Im Jahr 2017 lag die Zahl der neu gebauten Wohnungen nur bei rund 16.000 Einheiten.


Aufgaben zum Thema

  • Aufgabe 1: Sicher kennt ihr Wohngegenden, wo die Mieten stark gestiegen sind. Recherchiert dazu und schlagt Konzepte vor, was die Politik oder die Bewohner dagegen tun könnten.
  • Aufgabe 2: Recherchiert (etwa beim Bundesamt für Statistik), wie viele Wohnungsneubauten in den letzten drei bereits erfassten Jahren genehmigt und realisiert wurden, und vergleicht diese Zahlen mit der Situation aus dem Jahr 1928.
  • Aufgabe 3: Überlegt, welche Gründe es geben könnte, dass der Wohnungsbau damals produktiver war und entwickelt einen Empfehlungs- oder Fragenkatalog an die Politik.
Werbebroschüre von 1931, Quelle: Gehag-Archiv