Moderne versus Deutscher Heimatstil

Die Großsiedlung Britz besteht aus zwei, einander über die Fritz-Reuter-Allee hinweg gegenüberliegenden Siedlungsteilen. Sie wurden von konkurrierenden Wohnungsbaugesellschaften in unterschiedlichem Stilen errichtet. Unter Federführung der GEHAG entstand die Hufeisensiedlung, im Auftrag der DEGEWO wurde die Krugpfuhlsiedlung geplant. Beide Teile wurden zeitgleich und nach denselben Standards des Reformwohnungsbaus sowie mit Mitteln aus der Hauszinssteuer errichtet. Obwohl von der Struktur und Bauweise sehr ähnlich, sind beide stilistisch deutlich anders: Während sich die Architekten Paul Engelmann und Emil Fangmeyer bei der Krugpfuhlsiedlung an dem um 1900 populären deutschen "Heimatstil" orientierten, wählte Bruno Taut für die Hufeisensiedlung eine deutlich modernere Formensprache und bezeichnete die Krugpfuhlsiedlung in seinen Memoiren als eine mit "romantischen Sentimentalitäten" belebte Beamtenstadt. Trotz aller Unterschiede, gibt es auch Gemeinsamkeiten. Die wohl wichtigste besteht in der Mischung von straßenbegleitenden Wohnblocks und sich dahinter anschließenden intimeren Reihenhäusern. Auch beim DEGEWO-Bauteil gruppieren sich einige der Reihenhäuser um einen "Pfuhl", ein Begriff, der eine natürlich entstandene kleine Teichsenke meint, die auch als Krugpfuhl oder Eierteich bezeichnet wird.

Anders als die Hufeisensiedlung wurde die Krugpfuhlsiedlung wurde bereits frühzeitig teilprivatisiert und steht nicht unter Denkmalschutz. Beides zeigt sich auch an den Eingängen und Fassaden der Reihenhäuser, die im Laufe der Jahrzehnte von privaten Eigentümern zum Teil deutlich verändert wurden. 2008 wurde – im Zuge der Einbindung in die Welterbe-Pufferzone rund um die Hufeisensiedlung – jedoch eine sogenannte Bau-Erhaltungsverordnung für den Siedlungsteil der DEGEWO erlassen. Dies bedeutet, dass weitere Umbauten in Zukunft von den Behörden genehmigt werden müssen. Im Jahr 2016 startete man mit der farblichen Restaurierung der Wohnblöcke entlang der Fritz-Reuter-Allee.


Aufgaben zum Thema

  • Aufgabe 1: Die 1925-26 erbaute Krugpfuhlsiedlung wird – anders als die Hufeisensiedlung – dem "Deutschen Heimatstil" zugeordnet. Recherchiert, wann dieser Stil in Mode kam und was es mit der Bezeichnung auf sich hat.
  • Aufgabe 2: Beim Vergleich der beiden Siedlungsteile wird deutlich, welchen Effekt es hat, wenn eine Anlage frühzeitig unter Denkmalschutz gestellt wurde. Geht durch die einzelnen Straßen der Krugpfuhlsiedlung östlich der Fritz-Reuter-Allee und versucht abzuschätzen, wie viel Prozent der Reihenhäuser wohl noch die typischen Originaltüren haben.
  • Aufgabe 3: Eine ähnliche Konkurrenzsituation wie in Britz gab es auch im Umfeld der Waldsiedlung "Onkel Toms Hütte". Dort kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Gegnern und Befürwortern des Flachdachs. Recherchiert, was es mit dem "Zehlendorfer Dächerstreit" auf sich hat und entwickelt eine Gegenüberstellung, z.B. als Foto-Safari, Collage oder Rollenspiel.
Straße in der der von der DEGEWO im Heimatstil erbauten erbauten Krugpfuhlsiedlung, Quelle: Postkarte, Privatbesitz
Die beiden halbfertigen Teile der Großsiedlung Britz, Quelle: Zeitschrift "Die Siedlungswirtschaft", Privatbeseitz
Karte mit farblicher Markierung des Welterbes und der umliegenden Pufferzone, Quelle: Berliner Senatsverwaltung