Vom Elendsquartier zur begehrten Wohnlage

Zur Jahrhundertwende galt Berlin als die am dichtesten besiedelte Metropole Europas. Heute sind viele der typischen "Mietskasernen"-Quartiere wieder begehrte Wohnlagen. Sie liegen in den bei jungen Menschen und neu nach Berlin ziehenden Studierenden und Arbeitnehmer/innen beliebten Vierteln wie Neukölln, Kreuzberg, Wedding, Prenzlauer Berg oder Friedrichshain. Die früher als Arbeiter- oder sogar Elendsquartiere bezeichneten Viertel werden heute in der Immobilienbranche gerne als charmante Altbauviertel aus der Gründerzeit bezeichnet. Das ist auch nicht falsch, nur sind die heutigen Standards völlig anders. Waren die Wohnungen früher (zum Teil bis in die späten 1990er-Jahre) im besten Fall mit Öfen ausgestattet, so dominieren heute komfortable Zentralheizungen. Vor allem aber sind die Wohnverhältnisse meistens viel weniger beengt. Die etwas größeren Wohnungen wurden früher in der Regel von mehreren Familien gemeinsam belegt oder zum Teil mehrfach untervermietet. Heute werden dieselben Wohnungen oft von kleineren WGs, sehr häufig aber auch "nur" von kinderlosen Pärchen oder gutverdienenden Singles bewohnt. Manche Wohnungen wurden im Rahmen von Luxussanierungen – etwa durch Zusammenlegung mehrerer benachbarter Wohnungen oder den Ausbau der Dachgeschosse – aber auch deutlich vergrößert und richten sich damit ohnehin eher an Besserverdienende. Von dem heute in Deutschland statistisch ermittelten Durchschnitt von rund 45 qm pro Person, konnte die typische Bewohnerschaft zur Jahrhundertwende jedenfalls nur träumen. Hier dürfte die typische Belegung eher bei 5–15 qm pro Person gelegen haben.


Aufgaben zum Thema

  • Aufgabe 1: Recherchiert die Angebote und Verkaufsangebote von Immobilienmaklern, die heute Altbauten in ehemaligen Mietskasernen-Vierteln anbieten. Schreibt eine Persiflage aus Sicht eines typischen Bewohners um 1900.
  • Variante: Schreibt eine Persiflage aus Sicht eines Hauses, dass über seine ca. 150-jährige Geschichte, verschiedene Epochen und Bewohner nachdenkt.
  • Aufgabe 2: Die hier gezeigte Grafik wird oft publiziert und gezeigt. Sie lässt eine wesentliche Frage offen. Welche könnte das sein?
Treppenhaus in der Ossastraße, einem von Bruno Taut entworfenen Wohnblocks im Trendbezirk "Kreuzkölln", Foto: BB
Grafik zur Bevölkerungsdichte in verschiedenen Großstädten, Quelle: Wikimedia, gemeinfrei