Stahlrohrmöbel in der Siemensstadt
Die in der Ringsiedlung Siemensstadt wohnenden Frauen sollten mehr Gelegenheit haben, die private Wohnung auch mal zu verlassen. Dies wurde auch durch das „Waschparadies“ mit seinen ultramodernen Waschmaschinen angeregt. Damit sie die Kinder leichter dorthin mitnehmen konnten, gab es dort sogar Spielräume. Sie waren mit eigens von Mies van der Rohe entworfenen, kindgerecht dimensionierten Stahlrohr-Freischwingern ausgestattet. Stahlrohrmöbel waren in den 1920er/30er-Jahren eine der sensationellsten Neuentwicklungen im Einrichtungsbereich. Wer sie tatsächlich erfunden hat, ist umstritten. Jedenfalls waren Mart Stam, Marcel Breuer sowie auch Le Corbusier und die Ring-Architekten Ludwig Mies van der Rohe sowie Hans und Wassili Luckhardt an ihrer Entwicklung beteiligt. Stahlrohr als Material eignete sich zur industriellen Herstellung und stand für den Aufbruch in die Moderne und das populäre Motto "form follows function". Scharoun führte mit seiner Wohnung Jungfernheideweg 8 vor, dass für diese kleinen 58-qm-Wohnungen die leicht wirkenden, konstruktionsbedingt federnden Stahlrohrmöbel ideal waren. Die Wohnungen der meisten Mieter/innen dürften mit ihren herkömmlichen massiven Holz- und Polstermöbeln deutlich dunkler und weniger lichtdurchflutet gewirkt haben.