Meister des farbigen Bauens

Bruno Taut wird oft als „Meister des farbigen Bauens“ bezeichnet. Warum das so ist, lässt sich speziell in der als Frühwerk geltenden Gartenstadt Falkenberg deutlich ablesen. Taut, der als junger Mann auch überlegt hatte, den Beruf des freien Künstler zu ergreifen, benutzte Farben um fröhliche Heiterkeit zu verbreiten, um Räume und Fassaden besser zu gliedern und so ein möglichst abwechslungsreiches Erscheinungsbild seiner Bauten zu erzeugen. Die Reihen- und Mehrfamilienhäuser werden durch die Farbe zu Paaren und Serien zusammengefasst. Einzelne Bauteile – wie Hauseingänge, Fensterläden, Pergolen oder Rankhilfen sind oftmals farblich abgesetzt. Auch für die Treppenhäuser und Innenräume bevorzugte Taut intensive Farben. Diese im Bereich der Architektur absolut unübliche, teilweise mit markanten geometrischen Mustern arbeitende Farbgestaltung fügt sich dabei ein in die Kunstbewegungen des frühen 20. Jahrhunderts, wie etwa den expressionistischen Malereien aus dem Umfeld des "Blauen Reiters" oder der „Brücke“. Im Kontext der Architektur, spricht Taut der Farbe jedoch nicht nur eine dekorative sondern auch raumbestimmende Funktion zu: „Da die Farbe die Fähigkeit hat, die Abstände der Häuser zu vergrößern oder zu verkleinern, den Maßstab der Bauten so oder so zu beeinflussen, sie also größer oder kleiner erscheinen zu lassen, die Bauten mit der Natur in Zusammenhang oder in Gegensatz zu bringen und all dergleichen Mehr, da die Farbe also gar nicht anders als die Backsteine des Bauwerkes oder das Eisen und der Beton des Skelettbaus aus dem Bauvorgang auszuschalten ist, so muß auch mit ihr ebenso logisch und konsequent wie mit dem anderen Material umgegangen werden.“
Um Ideen wie diese zu verbreiten, betätigte sich Taut auch als Autor und Publizist. Er engagierte sich als Meinungsbildner in verschiedenen einflussreichen Bewegungen, wie etwa dem Arbeitsrat für Kunst, der Novembergruppe oder dem Deutschen Werkbund.