Wiederhergestellte Fassaden-Typo

Fassaden-Typografie sind ein Thema, das in der Denkmalpflege oft wenig Lobby hat. In vielen Siedlungen der 1920er Jahre wurden an der Fassade montierte Schriften jedoch sehr bewusst als Werbeträger eingesetzt. Diese Installationen zielten nicht nur auf die Bewohnerschaft ab, sondern sollten vor allem auf Fotos in Baufachzeitschriften und Tagespresse ihre Wirkung entfalten. Der imposante Schriftzug in der Wohnstadt Carl Legien etwa war auf etlichen zur Bauzeit publizierten Fotos zu sehen. Unter den Nationalsozialisten wurde er wegen der Referenz auf Carl Legien ersatzlos entfernt und war daher lange Zeit nur älteren Bewohnern oder fotokundigen Historikern ein Begriff.

Erst aus Anlass des 90-jährigen Jubiläums der Wohnungsbaugesellschaft GEHAG wurden der knapp sieben Meter hohe und insgesamt über 25 qm große Schriftzug 2014 anhand historischer Fotos digitalisiert. Die als Vektorgrafik erfassten Lettern wurden dann in Bronze gegossen und als originalgetreue Replik am alten Ort montiert.

Dies geschah im Zuge der feierlichen Jubiläumsveranstaltung am 9. April 2014, ging aber auf eine Privatinitiative in der Hufeisensiedlung zurück. Hier wurden – angetrieben aus bürgerschaftlichem Engagement – bereits 2009 an das verloren gegangene Original angelehnte Fassadenschriften wiederhergestellt, zunächst beim Restaurant im Hufeisen, wo zunächst ein völlig anderer, eher altdeutsch-bräsige "Gemütlichkeit" suggerierender Entwurf realisiert werden sollte. Dieses Beispiel machte dann Schule. Es wurde wenig später zum Anlass, genommen – mit der Infostation Hufeisensiedlung, der Apotheke und dem Büro der Wohnungsvermietung – weitere Ladenlokale passend zum Stil der Bauzeit zu beschildern.

Historische Postkarte, Quelle: Zentral- und Landesbibliothek, Berlin