Farbe als "gebaute Lebensfreude"

Wie der Architekt Bruno Taut es verstand, den von ihm entworfenen Siedlungen durch den Einsatz von Farbe auch etwas Heiteres zu verleihen, lässt sich sowohl in der Gartenstadt Falkenberg, als auch in der Hufeisensiedlung und der Wohnstadt Carl Legien gut ablesen.

Taut benutzte Farben, um innerhalb des ab 1924 favorisierten kostengünstig realisierbaren Typenbaus ein Maximum an Varianten zu erzeugen. Um Monotonie zu vermeiden, gestaltete er die Fassaden der Häuser und Wohnblocks farblich so, dass optische Paare und Serien entstanden. Einzelne Bauteile – wie Treppenhäuser, Dachgeschosse, die balkonartigen Loggien oder auch nur einzelne Fensteraussparungen im Mauerwerk – wurden oftmals farblich abgesetzt und korrespondierten mit den Farben des damals bereits durchgefärbt aufgebrachten Putzes. Nicht selten unterschied Taut auch zwischen den Vorder- und Rückseiten der Gebäude. Er tat dies nicht nur aus künstlerischen Erwägungen heraus, sondern auch, um so die raumbildende Wirkung von Farbe zu nutzen oder auch um zwischen dem farblich differenzierten Lichteinfall der Morgen- und Abendstunden zu unterscheiden.

Ein besonderes augenfälliges Stilmerkmal in der Hufeisensiedlung sind die konstruktiv und farblich variierten Eingangstüren. Ab etwa 1927 geht Taut dann dazu über, auch die Fensterkonstruktion farbig zu differenzieren. Durch diese Mehrfarbigkeit wirken die – fast alle als Kastendoppelfenster in Holz realisierten – Fenster nicht nur bunter, sondern auch deutlich filigraner als dies bei Holzkonstruktionen normalerweise der Fall ist. Auch für die Treppenhäuser und Innenräume bevorzugte der Architekt starke Farben. Um seine Ideen, Ansätze und Theorien zu verbreiten, betätigte sich Taut auch als Autor und Publizist. Zusätzlich engagierte er sich in verschiedenen Bewegungen wie etwa dem Arbeitsrat für Kunst oder dem Deutschen Werkbund. Seine Schriften waren so populär, dass sich damals sogar eine eigene Redewendung bildete, nämlich die, seine Wohnung zu „tauten“. Auf diesen Aspekt spielt auch der Name des als Ferienhaus mietbaren Museums „Tautes Heim“ an, einem Reihenhaus in der Hufeisensiedlung, wo auch alle Innenraumfarben streng nach Befunden der Farbrestauratorinnen wieder hergestellt wurden.

Zwei der drei Kachelöfen des mietbaren Museum Tautes Heim, Foto: BB