Falsche Kudamm-Eleganz

Gropius Zeilenbauten am Jungfernheideweg wurden vielfach gerühmt wegen ihrer hohen Eleganz. Aber gerade wegen dieser Eleganz gab es auch Kritik . Sie wurde formuliert von Adolf Behne. Behne war selbst Architekt, Mitglied des Rings und auch Architekturkritiker. Er bezichtigte Gropius, sich in einer „Mode der Fasssadengraphik“ zu bewegen. Gropius hat bei schneeweißer Wand des Gebäudes die Pfeiler zwischen den Fenstern und Balkons zweier benachbarter Wohnungen schwarz aufgemauert. Dadurch entstehen optisch lange Fensterbänder und scheinbar lange Balkone. Dahinter wird man keine bescheidenen Kleinstwohnungen mehr vermuten, sondern an weitläufige, elegante „Kurfürstendamm-Etagen“ denken. Einen gekonnten Ausgleich des Intimen der Kleinwohnung mit dem Monumentalen des stilistisch einheitlichen Zeilenbaus habe, so Behne, hat hingegen Hugo Häring mit seinen Bauten erreicht.