Achtung, Berliner Schnauze

Der schneidende Wortwitz der Berlinerinnen und Berliner ist berüchtigt und für neu in der Stadt angekommene oft gewöhnungsbedürftig. Auch für einige der Berliner Siedlungen sowie einzelne Gebäude dort wurden passende Namen gefunden. Nicht alle waren schmeichelhaft gemeint ...

In der Ringsiedlung Siemensstadt befindet sich eine Gebäudezeile Otto Bartnings, welche in weitem Bogen parallel zur Bahntrasse verläuft. Sie wurde von den Berlinern auf den Namen Der Lange Jammer getauft. Man kritisierte, dass Bartning die Monotonie der Mietskasernen nur durch eine moderne Variante ersetzt hätte.

Ein ähnlicher Bau befindet sich in der Hufeisensiedlung, die Taut im Auftrag der politisch links stehenden Wohnungsbaugesellschaft GEHAG entwarf. Hier wurden die zur Abgrenzung beider Siedlungsteile dienende Zeile gleich mit zwei sprechenden Namen bedacht. Hier sprach man wahlweise von der Roten Front oder der Chinesischen Mauer.

Auch in der Waldsiedlung "Onkel Toms Hütte" in Berlin-Zehlendorf erforderte die Lage einen ähnlich lang gestreckten Bau. Hier entwarf Taut ein Gebäude, das sogar noch ein wenig länger ist. Und auch hierfür fanden die nicht auf den Mund gefallenen Berliner/innen einen geeigneten Namen und bezeichneten die Zeile als den Peitschenknall.

Und natürlich sorgte auch die für Taut typisch intensive Farbigkeit für entsprechende Namens-Kreationen: Die Gartenstadt Falkenberg wurde Kolonie Tuschkasten genannt. Die Waldsiedlung Zehlendorf erhielt hingegen den Beinamen Papageien-Siedlung.

Otto Bartnings "Langer Jammer" in der Siemensstadt, Foto: BB
Die "Rote Front" in der Hufeisensiedlung, vom Garten aus gesehen, Foto: BB
Frisörladen in der "Papageien-Siedlung" in Berlin-Zehlendorf, Foto: BB