GEHAG > Gesellschaft
Zur Neuorganisation des Wohnungsbaus wurden spezielle Wohnungsbaugesellschaften ins Leben gerufen. Die bekannteste unter ihnen war die 1924 gegründete "Gemeinnützige Heimstätten-, Spar- und Bau Aktiengesellschaft", kurz GEHAG, die eine entscheidende Rolle beim Bau der Welterbe-Siedlungen spielte. So kompliziert wie der Name war auch die Struktur der Gesellschaft. Es handelte sich um ein lobbyistisch geschickt konstruiertes Verbundmodell aus gewerkschaftlich-genossenschaftlichen, gemeinnützigen und städtischen Anteilseignern. Die politisch eher links stehende GEHAG kümmerte sich nicht nur um Planung, Entwurf und Finanzierung, sondern verfügte mit der Deutschen Bauhütte auch über ein eigenen, nicht kommerziell ausgelegten Bauträger und musste daher nicht auf profitorientierte Bauunternehmen zurückgreifen. Die Vermarktung und Vermietung der von der GEHAG entwickelten Objekte übernahm die "Berliner Gesellschaft zur Förderung des Einfamilienhauses", kurz EINFA. Als beratender und entwerfender Chefarchitekt wurde Bruno Taut verpflichtet, der gleich vier der sechs Berliner Welterbe-Siedlungen entwarf. Erster Aufsichtsratsvorsitzender wurde der Architekt und Sozialdemokrat Martin Wagner, der auch der führende Kopf bei der Konzeption und Neuorganisation des Berliner Wohnungsbaus war und 1926 zum Berliner Stadtbaurat berufen wurde. Die Entwicklung zur Zeit des Dritten Reichs ist ein typisches Beispiel der sogenannten "Gleichschaltungspolitik" der Nazis. Nur wenige Monate nach der Machtübernahme wurde das Management der politisch links stehenden Wohnungsbaugesellschaft ausgetauscht. Dadurch änderte sich natürlich auch die Vermietungspolitik.
Als ehemals städtische Wohnungsbaugesellschaft wurde die GEHAG dann – trotz zahlreicher Mieterproteste – 1998 vom Land Berlin in einem Bieterverfahren verkauft. Nach einer Reihe von Übernahmen an der Börse, ist die GEHAG heute Teil der Deutsche Wohnen Gruppe. Der damalige Verkauf der GEHAG ist die Folge einer politischen Entscheidung, die aus der aktuellen Perspektive nur schwer nachvollziehbar ist.