Elektropolis Berlin

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Region um Berlin zu dem international führenden Zentrum der Strom- und Elektroindustrie. Im Zuge der Industrialisierung entstanden im direkten Umfeld und in den Randbezirken der Stadt große Kraftwerke, Industrieanlagen, Werkshallen und Firmengebäude. Zusammen mit den zugehörigen Wohnquartieren prägten sie ganze Regionen und Stadteile, wie etwa die Industriequartiere unweit der Siemensstadt oder im Ortsteil Oberschöneweide. Und auch abseits der Elektroindustrie gab es mehrere große Unternehmen, die Arbeiter benötigten und damit weiter zum Bevölkerungswachstum der Stadt beitrugen. Zur Jahrhundertwende hatten dann zahlreiche wichtige deutsche Unternehmen ihren Sitz in Berlin und dem direkten Umland. Hierzu zählten Siemens, die Borsig-Maschinenwerke, die AEG ("Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft"), der Chemikalien-Hersteller Schering (heute Teil der Bayer Pharma AG), der Lampenhersteller Osram oder Pioniere der Unterhaltungselektronik wie Telefunken oder Blaupunkt. Wegen der großen Konzentration von Unternehmen der Strom- und Elektroindustrie sprach man auch von der "Elektropolis", einem Kunstwort in dem "polis", das griechische Wort für "Stadt" steckt. Diese Entwicklung ging mit dem frühen Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs einher. 1881 nimmt im Ortsteil Lichterfelde erstmalig eine elektrisch betriebene Eisenbahn ihren Betrieb auf. Plätze wie der Alexanderplatz oder der Potsdamer Platz werden zu viel frequentierten Umsteigebahnhöfen und Verkehrsknotenpunkten. 1920, nach dem Zusammenschluss zu "Groß-Berlin", gilt die Metropole dann als die größte Industriestadt Europas.

AEG Turbinenhalle von Peter Behrens, Quelle: Landesdenkmalamt Berlin