Erich Mühsam (1878–1934 · Publizist / Bewohner)

wurde 1878 in Berlin geboren und war ein aus dem jüdischen Bürgertum stammender, berühmter Anarchist, Autor und Publizist. Bereits vor Vollendung der Mittleren Reife wurde er wegen „sozialdemokratischer Umtriebe“ der Schule verwiesen und als Autor und Satiriker aktiv. Nach einigen Jahren der Wanderschaft zog er nach München und gründete dort mehrere anarchistische Gruppen. Erich Mühsam schrieb u. a. für das Satire-Magazin „Simplicissimus“ und wurde zu einer zentralen Figur bei der Ausrufung der Münchner Räte-Republik, was ihm 1919 eine Verurteilung zu fünfzehn Jahren Haft eintrug. Nach einer Amnestie zog er fünf Jahre später 1924 mit seiner Frau Zenzi in die Dörchläuchtingstraße 48 in die Hufeisensiedlung. Von hier aus, gab er auch die Zeitschriften „Fanal“ und "Die andere Wohngemeinschaft" heraus. Auch in der Nachbarschaft war Mühsam berüchtigt für seinen freien Lebenswandel, brachte sich aber ein, indem er etwa als aktives Mitglied des Mieterbeirats agierte. Regen Austausch pflegte Mühsam mit dem Publizisten Rudolf Rocker, der nur wenige Straßen weiter wohnte sowie auch mit anderen prominenten Bewohnern, wie den Künstlern Heinrich Vogeler und Stanislav Kubicki oder dem Publizisten Leon Hirsch. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde Mühsam 1933 in der Hufeisensiedlung verhaftet und (trotz der von Zenzi Mühsam organisierten Proteste) ein Jahr später – von der SS als Selbstmord inszeniert – im Konzentrationslager Oranienburg erhängt. Ein Gedenkstein vor Ort erinnert an den berühmten Bewohner.