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Das "Staatliche Bauhaus" gilt als die berühmteste und einflussreichste Gestaltungs-Hochschule des 20. Jahrhunderts. Ihr Ziel war es, Kunst, Handwerk und Industrie zusammenzuführen und die bisherige gestalterische Ausbildung umfassend zu reformieren. Basierend auf der Vermittlung gestalterischer Grundlagen, Materialkunde und dem freiem Experimentieren in einzelnen Werkstätten sollten neue Formen entstehen, die sich auch in den zunehmend industriellen Herstellungsprozessen gut fertigen ließen. Hierbei handelt es sich um eine Idee, die zum Teil bereits von anderen Bewegungen, wie etwa dem Deutschen Werkbund, vertreten wurde, die aber im Bauhaus erstmalig in ein Ausbildungskonzept mündete, das weltweit Schule machen sollte.

Standorte, Ziele und Geschichte
Das "Staatliche Bauhaus" wurde 1919 von dem Architekten Walter Gropius gegründet, der bis 1928 als Direktor die Geschicke und Ausrichtung der Schule wesentlich bestimmte. Der erste Standort war die etwa 300 Kilometer südwestlich von Berlin gelegene Stadt Weimar. Man bezog die Gebäude der von dem Architekten Henry van de Velde 1907 gegründeten Kunstgewerbeschule, deren bisheriges Programm auch in die neu geschaffenen Lehrpläne eingegliedert wurde. 1925 erfolgte der Umzug ins nahe liegende Dessau, wo der Lehr- und Werkstattbetrieb noch stärker auf die Industrieproduktion ausgerichtet wurde und man in einen spektakulären, neu entworfenen Gebäudekomplex einzog, der die Maximen des Neuen Bauens selber exemplarisch vorführt. Ab 1928 übernimmt Hannes Meyer den Direktorenposten. Unter der von ihm ausgegebenen sozialpolitischen Losung "Volksbedarf statt Luxusbedarf" konzentriert sich das Bauhaus noch stärker auf das Gestaltungsprinzip des Funktionalismus und die Förderung möglichst kostengünstiger Massenproduktion. Den Nationalsozialisten gefällt diese Entwicklung nicht. Sie erachten das Bauhaus als linke Nachwuchsschmiede und stören sich an den modernen Formen. Unter dem dritten Direktor, Ludwig Mies van der Rohe, wird das Bauhaus dann 1932 nach Berlin verlegt und firmiert nun als reines Privatinstitut. Trotzdem ist die Schule aufgrund der fortdauernden Repressalien 1933 gezwungen, sich selbst aufzulösen.

Nachkriegszeit und heutige Bedeutung
Der Einfluss der Schule ist bis heute unbestritten: Die in Vorkurse und Meisterklassen gegliederten Lehrpläne wurden später zur Grundlage der modernen, bis heute gültigen Designausbildung. Auch die Herausbildung neuer Disziplinen, wie etwa des Grafik-, Textil- oder Industrie-Designs, hatte hier ihren Ursprung. Viele der ehemaligen Bauhaus-Meister, wie etwa Marcel Breuer oder Walter Gropius, emigrierten in den 1930er Jahren in die USA und lehrten beispielsweise an der renommierten Harvard University in Boston. Eine Fortsetzung fand die Lehre des Bauhauses auch in der Gründung des "New Bauhaus" in Chicago, dessen Leitung der ehemalige Bauhaus-Meister László Moholy-Nagy übernahm. In Deutschland versuchte man Anfang der 1950er-Jahre mit der Gründung der "Hochschule für Gestaltung in Ulm" an die Lehrpläne des Bauhaus anzuknüpfen. Die besondere Bedeutung des Bauhauses zeigt sich heute nicht zuletzt in der häufigen Verwendung des Begriffs "Bauhaus-Stil". Dessen sehr breite Verwendung ist jedoch auch umstritten, da es vor und neben dem Bauhaus auch viele andere bedeutende Reform- und Avantgarde-Bewegungen gab. So sind auch die Berliner Welterbe-Siedlungen keine "Bauhaus-Architektur" im engeren Sinne, weisen aber einige Parallelen auf, weshalb wir hier doch so relativ detailliert auf das Thema eingehen.

Bauhaus-Gebäude von Walter Gropius in Dessau, Foto: BB