Moderne

Als Substantiv und groß geschrieben wird aus dem Adjektiv "modern" die Bezeichnung einer Epoche mitsamt der zugehörigen neuen Stil- und Denkrichtung. Im Bereich der Kunstgeschichte ist damit das Werk von Künstlern, Designern und Architekten gemeint, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine neue Formensprache entwickeln wollten und sich damit gegen die konservativen "Traditionalisten" und "Historisten" richteten. Viele der deutschen Vertreter der Moderne wurden später zur Zeit des Nationalsozialismus (und seines Beschwörens einer angeblich ur-deutschen Gestaltung und Wesensart) auch als "Entartete Kunst" oder "Kultur-Bolschewisten" klassifiziert. Sie wurden verfolgt und gingen vielfach ins Exil.

Um besser zwischen einzelnen Entwicklungen des Stils aus der Epoche der Moderne zu unterscheiden, wurden später Unterbegriffe für verschiedene Phasen gebildet. Als Beginn der Moderne gilt in der Regel die Zeit der Jahrhundertwende, die daher auch einfach als "frühe" Moderne bezeichnet wird. Die Zeit von ca. 1920 bis Mitte der 1930er-Jahre und dem Erstarken des Nationalsozialismus gilt als die Kernzeit der Epoche und wird daher auch als die "Klassische Moderne" bezeichnet. Die Zahl der radikalen Brüche und verschiedenen parallel ähnliche Ziele verfolgenden Reformbewegungen war enorm. Nach dem Zweiten Weltkrieg versuchte man dann, an diese so erfolgreiche Epoche wieder anzuknüpfen. Fortan werden die einzelnen Dekaden zur Unterscheidung verwendet. Man spricht also von der "Moderne der 1950er" oder der Moderne der 1960 bzw. 1970er-Jahre. Erst ab Anfang/Mitte der 1980er-Jahre gilt die Moderne ideengeschichtlich als beendet. In Architektur, Kunstgesichte und Philosophie, sprach man nun von der "Post-Moderne", was im Lateinischen so viel wie "nach der" Moderne bedeutet. Typisch für die Post-Moderne ist das Zitieren und Rekombinieren bekannter Versatzstücke aus unterschiedlichen historischen Epochen. Bezogen auf die Architektur gibt es zwischen dem Begriff der "Klassische Moderne" viele Parallelen zu den – von Fachleuten der Kunst- und Baugeschichte ebenfalls oft benutzen – Begriffen Reformwohnungsbau, Neues Bauen, Funktionalismus oder Bauhaus-Stil. Auch gut zu wissen ist, dass Begriff der "Moderne" in den Gesellschaftswissenschaften oder der Literatur- oder Wissenschaftstheorie relativ ähnlich verwendet wird. So werden etwa auch die Arbeiten Albert Einsteins, Sigmund Freuds oder Franz Kafkas der Moderne zugerechnet, weil sie jeweils radikal mit den bisherigen Denkmustern, Erklärungsmodellen und Erzählstrukturen brachen.