Martin Wagner (1885–1957 · Stadtbaurat / Architekt)
wurde 1885 im ostpreußischen Königsberg (heute Kaliningrad) geboren. Wagner war ein hervorragender politischer Stratege, Organisator und Netzwerker. Mit seinen ebenso vielfältigen wie weitsichtigen Aktivitäten trieb er den Berliner Siedlungsbau entscheidend voran. Von 1905–1910 studierte Wagner Architektur, Städtebau und Volkswirtschaft in (Berlin-)Charlottenburg und Dresden. 1911 wurde er Leiter des Hochbauamts der Stadt Rüstringen, eine Position, die er knapp vier Jahre bekleidete. 1915 promovierte er in Berlin zum Thema "Das sanitäre Grün der Städte". 1918 wurde der überzeugte Sozialdemokrat als Stadtbaurat für Berlin-Schöneberg berufen. Auch hier machte er sich mit der – gemeinsam mit Leberecht Migge und Bruno Taut geplanten – Siedlung Lindenhof schnell einen Namen. Mit viel Weitsicht schuf er als politischer Vordenker die logistischen und politischen Grundlagen des Neuen Bauens in Berlin. 1920-25 leitete Wagner den von ihm gegründeten, stark auf das Gemeinwohl ausgerichteten "Verband sozialer Baubetriebe", in dem sich auch die "Deutschen Bauhütten" organisierten. Wagner gilt als der führende Kopf, der DEWOG-Bewegung, deren Der Name sich von der 1924 durch Wagner mit ins Leben gerufenen Deutsche Wohnungsfürsorge Aktiengesellschaft ableitet. Sie zielte auf eine am Gemeinwohl und durch Genossenschaften organisierten Wohnungsbau. Parallel zur Gründung der DEWOG 1924 initiierte Wagner dann die Gründung der in Berlin ansässigen Wohnungsbaugesellschaft GEHAG, die Bruno Taut als Chefarchitekten verpflichtete und zu der produktivsten und wichtigsten Wohnungsbaugesellschaft Berlins avancierte. Anfangs noch als zweiter Architekt der Hufeisensiedlung für die Zeile Stavenhagener Straße zuständig, wurde Martin Wagner 1926 zum Stadtbaurat des 1920 neu gegründeten Groß-Berlins berufen. In dieser Rolle initiierte und begleitete er viele zentrale Projekte der aufstrebenden Metropole. Hierzu zählten neben dem Bau der Siedlungen auch der Ausbau des U-Bahn-Netzes, der Umbau des Alexanderplatzes sowie die Konzeptionen des Strandbads in Wannsee oder auch des Charlottenburger Messegeländes. 1933 ging Wagner unter dem Druck der Nationalsozialisten ins Exil, zunächst in die Türkei, von wo aus er 1938 in die USA übersiedelte und 1939 einen Lehrstuhl für Städteplanung an der renommierten Harvard University übernahm.