Das Neue Bauen in Berlin und Europa

Das Neue Bauen in Berlin
Als die Hochzeit des Neuen Bauens in Berlin gelten die Jahre von 1924 bis 1932. Das bedeutet, dass auch die fünf nach dem Ersten Weltkrieg entstandenen Welterbe-Siedlungen stilistisch dem Neuen Bauen zugerechnet werden können. Hierbei ist jedoch zu erwähnen, dass sie – um das Risiko schlecht kalkulierbarer Baukosten zu vermeiden – überwiegend in konventioneller Ziegelbauweise errichtet wurden. Typische Elemente des Neuen Bauens findet man vor allem in der Siemensstadt – etwa bei dem auch als "Panzerkreuzer" bezeichneten besonders markanten Bau des Architekten Hans Scharoun. Der mit Abstand wichtigste politische Kopf des Neuen Bauens in Berlin war der Architekt Martin Wagner, der 1926 zum Berliner Stadtbaurat berufen wurde und in dieser Position bis Anfang 1933 viele wichtige Verkehrs- und Wohnungsbauprojekte realisieren konnte. Eng verwandt mit dem Begriff des Neuen Bauens ist außerdem der Begriff der "Neuen Sachlichkeit", der sich nicht auf Architektur, sondern alle möglichen Kunstdisziplinen erstreckt.

Das Neue Bauen in Europa
Das Neue Bauen war nicht auf Berlin beschränkt: Auch in anderen Metropolen Europas wurden ähnliche Siedlungen und Bauten errichtet. Hier sind besonders Frankfurt, Wien, Amsterdam, Rotterdam, Brünn, Breslau, Kaunas und Bukarest zu nennen, wo in den 1920er-Jahren ebenfalls großflächig gebaut wurde. Vor allem der Vergleich mit Frankfurt am Main bietet sich jedoch an. Hier entstanden unter dem Architekten und Stadtplaner Ernst May sehr ähnliche Siedlungen. Passend zu ihrem Ruf, die beiden wichtigsten Zentren des Neuen Bauens zu sein, existierten auch eigene Druckerzeugnisse. Sie erschienen unter gleich strukturierten Titeln: "Das Neue Berlin" und "Das Neue Frankfurt".


Aufgaben zum Thema

Aufgabe 1: Sucht einzelne Gebäude oder Teile der jüngeren Welterbe-Siedlungen und schaut, ob ihr dort typische Merkmale des Neuen Bauens findet.
Aufgabe 2: Vergleicht die Ideen des Reformwohnungsbaus und der Gartenstadt-Bewegung mit denen des Neuen Bauens. Was hat sich geändert?
Aufgabe 3: Sammelt Material zu den unterschiedlichen Siedlungen des Deutschen Werkbunds und vergleicht sie.
Aufgabe 4: Welche Vorbilder hatte Bruno Taut bei der Siedlung am Schillerpark? Wo seht ihr Unterschiede und Gemeinsamkeiten?

Cover der beiden Publikationsreihen zum Neuen Bauen in Berlin und Frankfurt, Quelle: Senatsverwaltung Berlin und Wikimedia, Abb. gemeinfrei
Beispiel einer sehr schlecht erhaltenen Siedlung des Deutschen Werkbunds in polnischen Breslau, Foto: BB