Tauts "Tuschkasten"
Bei der Planung der Falkenberger Siedlung setzte der Architekt Bruno Taut ganz besonders auf Farben – eine Methode die später zu einem seiner Markenzeichen wurde. Die intensive Farbgebung ermöglichte es ihm, den Häusern der Siedlung kostengünstig sowohl eine individuelle Erscheinung als auch ein übergreifendes Konzept zu geben. Bei der Entstehung der Siedlung hatte es aber zunächst nicht nur positive Stimmen gegeben. Tauts farbige Fassaden wurde aus konservativeren Kreisen stark kritisiert. Ihnen war es zu bunt. Deswegen forderten die Gemeindevorstände von Alt-Glienicke und Grünau, Verordnungen gegen die „Verunstaltung“ zu erlassen. Tatsächlich trugen die außergewöhnlichen Farben jedoch erheblich zum Bekanntheitsgrad der Siedlung bei und führten auch innerhalb der Bewohnerschaft zu einer hohen Identifikation. Taut selbst schrieb dazu: „Meine Siedlung Falkenberg, deren farbigster zweiter Bauabschnitt im ersten Kriegsjahr fertig wurde, wurde nach einem gutgemeinten Witz eines Kindes der dortigen Häuser im ‚Berliner Tageblatt‘ ‚Kolonie Tuschkasten‘ getauft und eifrig unter diesem Namen bespöttelt … Die Bewohner der ‚Kolonie Tuschkasten‘ reagierten bald anders. Sie mussten freilich auch erst die graue Steinwüste Berlins von sich abschütteln. Aber schon beim Anstrich fing mich ein Bewohner eines Hauses, das ich aus künstlerischen Gründen grau lassen wollte, ab und bat mich dringend: ‚soll denn mein Haus grau bleiben?“
Eine andere überlieferte Geschichte besagt, dass die Maler beim Anstrich der Fassaden unter sich von der „Siedlung Tuschkasten“ sprachen. Egal welche der Geschichten stimmt, der Name „Tuschkasten“ hat sich auf jeden Fall gehalten. Mit der Sanierung zwischen 1992 und 2003 erstrahlen die Häuser der „Tuschkastensiedlung“ auch wieder in ihrer ursprünglichen Farbigkeit.