Gartenstadt Falkenberg (1913–16)
Rundgang durch die Siedlung
01Akazienhof
Der Akazienhof gehört zum ersten Bauabschnitt der Siedlung. Die dortigen Häuser gruppieren sich um eine von Bäumen gesäumte Grünfläche. Anstatt einer sich spiegelnden, symmetrischen Anordnung der Häuser wählte der Architekt Bruno Taut leicht versetzte Häuserfronten und mischte unterschiedliche Typen von Einzel- und Reihenhäusern. Die einfachen, meist zweigeschossigen Häuser sind hier wie am Gartenstadtweg in bunten, aber in etwas moderateren Farben gehalten. Der Einsatz von Kletterpflanzen, Spalierobst, Hecken und Baumreihen unterstützt die räumliche Gliederung. Auch die einheitlich geneigten und gedeckten Dächer unterstreichen den Charakter eines geschlossenen Platzes und zitieren dörfliche Vorbilder. Der kleine, in sich abgeschlossene Akazienhof bildet einen Ruhepol der Siedlung. Die Straße ist als verkehrsberuhigter Bereich angelegt und bietet so Platz zum Austausch mit der Nachbarschaft und für die Kinder einen Ort zum gemeinsamen Toben und Spielen. In der nördlichen Ecke der zentralen Grünfläche ist ein Leit- und Informationssystem installiert, welches durch ein 3D-Modell am unteren Gartenstadtweg ergänzt wird und so ähnlich auch in der Siedlung am Schillerpark installiert ist.
02Tessenow-Haus
Das sogenannte Tessenow-Haus mit der Adresse Am Falkenberg 119 ist das einzige nicht von Bruno Taut gestaltete Gebäude der Siedlung. Heinrich Tessenow, der bereits durch seine Entwürfe in der Gartenstadt Hellerau bei Dresden bekannt war, plante das Haus für Adolf Otto und dessen Familie. Es ist größer als die übrigen Wohnhäuser der Siedlung und bildet zusammen mit dem ihm gegenüberliegenden Doppelhaus den Zugang zum Akazienhof. Viele Jahre diente es nicht nur der Familie zum Wohnen, sondern ebenfalls als Büro der Deutschen Gartenstadt-Gesellschaft, als deren Generalsekretär Adolf Otto lange Zeit wirkte. 2019 wurde das über Jahre als Zahnarztpraxis genutzte Gebäude wieder zum Einfamilienhaus umfunktioniert. Die Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892 eG wünschte in ihrer Pressemitteilung den zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohnern, dass sie einmal auf ähnlich schöne Erinnerungen zurückblicken wie Ulrike Otto: „Unser Grünauer Haus war das einzige in der Gartenstadt, das rings vom Garten umgeben war, eine Gelegenheit, um bei Abwesenheit der Eltern mit einer Horde Nachbarkinder ´Eckenzeck´ zu spielen, ein großer Spaß, der aber den Spalierbäumen schlecht bekam und streng verboten war.“
03Gartenstadtweg (Nordost / unten)
Am unteren Teil des Gartenstadtwegs befindet sich dort, wo das Welterbe beginnt, ein kleines, zur Orientierung hilfreiches 3D-Modell, das mit den Infostelen im Akazienhof und am Tessenow-Haus korrespondiert. Wendet man sich von hier nach links, Richtung Westen, fallen die mal rot und mal gelb gestrichenen Fassaden der zweigeschossigen Reihenhäuser auf. Ihre Farbgebung sorgt dafür, dass trotz der wiederkehrenden Architektur keine Langeweile aufkommt. Die Häuserfront mit den klar strukturierten und symmetrischen gestalteten Reihenhaustypen ermöglichte es, kostengünstig und schnell zu bauen. Trotzdem hat jedes der Häuser irgendwo eine kleine Eigenheit. Einmal ist es die spezielle Musterung der Tür, ein anderes Mal der rote Anstrich der Leiste unter dem Dach. Bei ihren Entwürfen planten Bruno Taut und Ludwig Lesser die hügelige Landschaft des Gebietes und dessen natürliche Vegetation mit ein. Die Gestaltung der Vorgärten ist durch die extremen Höhenunterschiede der Grundstücke bestimmt. Die Gärten fallen zur Straße steil ab und sind deshalb terrassenartig angelegt. Zum Teil wirken sie wie überdimensionierte bepflanzte Treppenstufen. Einen vorläufigen optischen Abschluss auf der rechten, westlichen Straßenseite bildet das in leuchtendem Ultramarin-Blau gestrichene Haus mit der Nummer 50. Bergauf laufend sollte der Besuchende den mit farbenfrohen geometrischen Mustern bemalten Hauseingang der Nr. 29 auf der linken Seite nicht verpassen.
04Gartenstadtweg (Südwest / oben)
Der höher liegende Teil des Gartenstadtwegs ist auf der westlichen Straßenseite rot-schwarz geprägt. Den Auftakt bilden rot/orange-schwarz gehaltene Reihenhäuser. Sie liegen etwas zurückgesetzt hinter langgestreckten zur Straße hin orientierten Gärten. Auf der östlichen Seite findet sich eine Mischung aus Einzel- und Reihenhäusern mit sehr viel hellerer Farbgebung und anderen gestalterischen Elementen. So haben mehrere Häuser kunstvoll eingesetzte hölzerne Rankgitter und Pergolen sowie verspielte Farb- und Formgebungen von Fenstern, auf Hauswänden und Fensterläden. Hier kann man entdecken, wie der Architekt mit einfachen Mitteln die einzelnen Bauten individuell voneinander abhob. Besonders eindrücklich sind etwas weiter oben auf der Westseite die Mehrfamilienhäuser 84-86. Ihre schwarze Farbe fanden viele Zeitgenossen besonders gewöhnungsbedürftig. Ökologisch vorteilhaft ist diese jedoch an sonnigen Wintertagen, an denen die dunkle Farbe hilft, mehr Wärmeenergie zu speichern. Von der ungewöhnlich dunklen Hauswand leuchten die rot-weiß gestalteten Muster und weißen Fensterläden hell hervor. Von hier aus folgen noch einige Häuser mit rückseitig gelegenen Gärten, die ebenfalls Teil des UNESCO-Welterbes sind. Dieses endet, wo der Straßenbelag von Kopfsteinpflaster zu gewöhnlichem Asphalt wechselt. Ganz oben, am höchsten Punkt des Berges, beginnen dann links die Neubauten des ab den 2000er-Jahren entwickelten Projektes "Neue Gartenstadt Falkenberg".