Ernst May (1886–1970 · Stadtbaurat / Architekt)
wurde am 27.07.1886 in Frankfurt am Main geboren. Im Anschluss an sein Architekturstudium in London, Darmstadt und München war er 1910 Praktikant bei Sir Raymond Unwin und wirkte dort am Projekt der Gartenstadt Hampstead mit. Er übersetzte Unwins Werk zum Konzept der Trabantenstädte ins Deutsche. Nach Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg plante May Siedlungen in Breslau und Schlesien, unter anderem nach den Konzepten der Trabantenstadt. 1925 wurde Ernst May zum Frankfurter Stadtbaurat ernannt und leitete das städtische Wohnungsbauprogramm "Neues Frankfurt". Als dies in Folge der Weltwirtschaftskrise 1929/30 eingestellt wurde, waren unter seiner Leitung mehr als 20 Siedlungen mit ca. 15000 Wohnungen entstanden. Damit nimmt Ernst May für die Stadt Frankfurt eine vergleichbar zentrale Rolle ein, wie sie in Berlin seinen Werkbund-Kollegen Martin Wagner und Bruno Taut zukam. Im Zuge der Planungen des "Neuen Frankfurt" entstand auch die von Margarete Schütte-Lihotzky entworfene "Frankfurter Küche". 1930 wurde May nach Russland an die Spitze der Baubehörde mit 800 Angestellten berufen. Als Leiter der „Brigade May“ plante er neue Siedlungen in Zeilenbauweise. Er verantwortete die Planung von über einer Million Wohnungen in neu geschaffenen Industriestädten wie Magnitogorsk, Leninsk oder Kusnezk. Da er sich nicht Stalins Vorstellungen eines sozialistischen Klassizismus' anpassen wollte, beendete May seinen Vertrag 1933 vorzeitig. In das nationalsozialistische Deutschland konnte er nicht zurück und ging nach Kenia. Dort arbeitete er zunächst als Farmer, später als Architekt und Stadtplaner. Als einer der wenigen großen Akteure des Neuen Bauens brachte sich May auch stark in den Städtebau Nachkriegsdeutschlands ein. Bekannte auf ihn zurückgehende Siedlungen aus dieser Zeit sind etwa Neu Altona in Hamburg sowie die Neue Vahr in Bremen. Am 11.09.1970 ist Ernst May in Hamburg verstorben.
Cover der Monatshefte aus beiden Städten.
Quelle: Abb. links: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin;
Abb. rechts: digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/neue_frankfurt1926_1927/0001